May 25, 2012 BACK
INTERVIEW - „Viel günstiger - und besser"
Der Medienkonzern Bertelsmann hat Anfang des Jahres den University Ventures Fund aufgelegt, der in Onlinebildung investiert. Ryan Craig, 40, ist Partner des Fonds.
FTD Der University Ventures Fund ist mehr als 100 Mio. Dollar schwer. Was haben Sie mit dem Geld vor? RYAN CRAIG Wir suchen Universitäten, mit denen wir gemeinsam innovative Bildungsangebote aufbauen können - vor allem online. Die Hochschulen liefern akademische Inhalte und den Abschluss - wir kümmern uns um Finanzierung, Technik und Marketing.
Warum ist gerade Onlinebildung attraktiv für Investoren?
CRAIG
Es gibt weltweit eine große und
wachsende Nachfrage in diesem Segment. In den USA sind bereits mehr
als drei Millionen Studenten in Onlinestudiengängen eingeschrieben,
Tendenz steigend. Hinzu kommt, dass
sich immer weniger Amerikaner ein
traditionelles Studium leisten können, weil die Studiengebühren enorm
gestiegen sind. Und: Weltweit wollen
immer mehr Menschen sich weiterbilden, aber in Indien oder China gibt
es nicht genug Hochschulen. Viele
wollen außerdem lieber den Abschluss einer westlichen Uni.
Und diese Probleme wollen Sie alle durch virtuelles Studieren lösen?
CRAIG
Wir können online ein hochklassiges Studium für einen Bruchteil des
Preises anbieten, den ein traditionelles Studium kostet. Und: Manche
Onlineprogramme sind nicht nur viel
günstiger - sie sind auch noch besser!
Aber gerade in den USA sind die
profitorientierten Unis, die webbasierte Studiengänge anbieten,
zuletzt stark in die Kritik geraten.
CRAIG
Ja, ich sehe das gängige For-Profit-Modell auch kritisch. Wir gehen
bewusst einen anderen Weg. Wir
sprechen nicht kommerzielle Unis mit
einem guten Ruf oder einem besonderen Profil an.
Die deutschen Unis bieten bislang
wenig online an - sie könnten Ihre
Hilfe brauchen...
CRAIG
Der deutsche Markt steht für uns
derzeit nicht im Fokus. Wir sehen die
Wachstumsmärkte vorerst woanders.
Neuerdings bieten auch Eliteunis
wie Harvard und MIT Lehrvideos
im Netz an. Konkurrenz für Sie?
CRAIG
Nein, damit wird zwar Wissen
vermittelt, aber kein Abschluss. Das
ist nett, aber die meisten Leute wollen
am Ende eine Bestätigung über ihren
Lernerfolg haben. Es dauert sicher
noch viele Jahre, bis eine Uni wie Harvard vollwertige Onlineabschlüsse
anbietet.
INTERVIEW: MARION SCHMIDT
Comments